SCHNEIDER, F.K.(1982) Seite 5

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Galenit: Bleiglanz


 

 

Galmei: Bergm.- hüttm. Sammelbegriff für nicht- sulfidische (schwefelfreie) Zinkerze. Hauptsächlich sind dies Zinkspat (Zinkkarbonat) u. Kieselzinkerz (Zinksilikat) bzw. Willemit. Abhängig davon, welcher der Erztypen jeweils dominant vertreten ist, spricht man von karbonatischem oder silikatischem Galmei.
GUSSONE, R. (1964) Seite 82

Typischerweise ist Galmei ein durch Metasomatose entstandenes Sekundärerz (Galmei-Entstehung). Der Galmei liegt meist in fester, stückig-kompakter Form vor (Felsgalmei), kann jedoch auch, abhängig vom Verwitterungsgrad, als erdige Massen (Mulm) auftreten (Erdgalmei). Letzterer ist meist zwar weniger rein, ließ sich jedoch ohne vorhergehenden Mahlvorgang zum Messingbrennen verwendet (römisches Messing).

Während im Stolberger Raum der Galmei überwiegend karbonatisch ausgebildet ist, bestanden insbesondere die tiefer liegenden Erzlager im Altenberg vorwiegend aus silikatischem Galmei. GUSSONE, R. (1964) Seite 84

Im deutsch-belgischen Grenzgebiet war für Galmei der mundartl. Ausdruck Kelmis weit verbreitet, der sich auch in der Bezeichnung des im Gebiet des Altenberges gelegenen Ortes gleichen Namens widerspiegelt. Der franz. Ausdruck Calamine wurde als international übliche Bezeichnung für Galmei übernommen. Entsprechend trägt der Ort Kelmis in der franz. Variante den Namen La Calamine.
GUSSONE, R. (1964) Seite 82

Galmei war bereits zur Römerzeit (römisches Messing) u. später auch zur Zeit der Kupfermeister unabdingbarer u. einzig möglicher Grundstoff zur Herstellung von Messing. Bei dem damals üblichen Verfahren der Messingherstellung (Galmeiverfahren) war der Einsatz von metallischem Zink nicht erforderlich, sondern Galmei konnte direkt als Zuschlagsstoff (zusammen mit Stück-Kupfer) eingesetzt werden.

Neben der relativ einfachen metallurgischen Verarbeitbarkeit ließ Galmei sich recht leicht abbauen, da er als typisches Sekundärerz ( Metasomatose) in sehr geringen Tiefen bzw. direkt an der Oberfläche (Ausbiss) dort lagerte, wo der Gebirgskörper durch Störungen gelockert war.

Bezogen auf das einzusetzende Kupfergewicht benötigte man bei der Messingherstellung ungefähr die doppelte Gewichtsmenge an Galmei, was generell dazu führte, dass die Messingstandorte an Galmei-Lagerstätten gebunden waren.

Galmei wurde über lange Zeit nicht als Zinkerz erkannt, sondern galt als eine Art Farbstoff, der dem Kupfer eine goldgelbe Farbe verlieh (Galmeiverfahren).

Im Stichworteintrag verwendete QuelleGUSSONE, R. (1964) Seiten 82 u. 84


 

 

Galmei-Entstehung: Die Bildung des Galmeis erfolgte durch Metasomatose (Umwandlung) der primär entstandenen Zinkblende (Schalenblende- Entstehung). Die ursprünglich entstandenen Primärerz- Lagerstätten (Schalenblende) gelangten, teilweise auch unterstützt durch allmähliche Hebung des Grundgebirges u. dessen Abtragung, in den Einflussbereich von Verwitterungsmechanismen, die durch sauerstoffhaltige Wässer eingeleitet wurden (Oxidationszone). Unter Einbeziehung der chem. Bestandteile des Nebengesteins wurde hierdurch über eine komplexe chem. Umsetzung die sulfidische Zinkblende zu Galmei umgebildet.

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Skizze: F. Holtz

Da sich diese Umbildung auch auf die anderen Bestandteile der Schalenblende bezog, bildeten sich weitere Verwitterungs- Mineralien, welche in ihrer Gesamtheit als Sekundärerzparagenese bezeichnet werden.

Bei der Metasomatose, die durch den in den Sickerwässern enthaltenen freien Sauerstoff eine Umbildung der Zinkblende zu Galmei bewirkte, handelte es sich (vereinfacht ausgedrückt) um eine Art Verwitterungsvorgang. Natürlich war nicht nur der Galmei, sondern auch auch das erzführende Kalksteingebirge an seiner Oberfläche über Jahrmillionen den Einflüssen von Verwitterung und Erosion ausgesetzt.

Im Laufe der fast unvorstellbar langen Zeiträume sind in unserer Gegend einige hundert Meter Gesteinsmaterial abgetragen worden. Hierdurch ergab sich eine langsame, aber stetig fortschreitende Absenkung der Bodenhorizonte. Auch die erwähnte Umbildung von Zinkblende nach Galmei konnte somit in immer größere Tiefen vordringen. REDECKE, P. (1992) Seite 3

Selbstverständlich waren die Oberflächen des Kalksteingebirges und die dort freigelegten Erzgänge den gleichen Erosionsmechanismen unterworfen. Allerdings war der Galmei erstens deutlich härter und zweitens chemisch sehr viel stabiler als der Kalkstein. Die im Oberflächenwasser enthaltene Kohlensäure konnte also den Kalkstein sehr viel schneller an- bzw. auflösen (Karst) als dies beim Galmei der Fall war. Sowohl die mechanische als auch die chemische Verwitterung zersetzte und erodierte also vorzugsweise den Kalkstein. Hierdurch kam es an der Oberfläche zu einer relativen Anreicherung des Galmeis.
GUSSONE, R. (1964) Seite 33

Eingebettet in und vermischt mit jüngerem Verwitterungsschutt bildete der als selektives Erosionsrelikt verbliebene Galmei durch Akkumulation oberflächennahe und reiche Erzlagerstätten, die mit einfachen Mitteln abgebaut werden konnten. Bei entsprechender Geländemorphologie konnten sich Muldenfüllungen ausbilden, die hauptsächlich aus besagtem Verwitterungsschutt mit dem darin enthaltenen Galmei bestanden. In diesen Bereichen war ein großflächiger Abbau von durch Lehm verfestigtes Lockermaterial möglich, wobei der Galmei eigentlich nur noch ausgeklaubt werden musste.

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
GUSSONE, R. (1964) Seite 33, REDECKE, P. (1992) Seite 3


 

 

Galmeiflora (Violentum calaminariae): Pflanzengesellschaft, die im Bereich flachgründiger, trockener, nährstoffarmer Kalkböden (Kalkstein) vorwiegend dort beheimatet ist, wo die Erze der Galmeiparagenese an der Tagesoberfläche anstehen (Ausbiss). Durch den hohen Gehalt an toxischen Schwermetallen werden die sonst üblichen Vegetationsformen verdrängt, so dass Nischen für die schwermetalltoleranten Arten (Metallophyten) der Galmeiflora entstehen, die zwar auch auf unbelasteten Böden gedeihen könnten, dort aber von kräftigeren (nicht oder weniger schwermetalltoleranten) Arten erdrückt werden.

Somit konnte das Vorkommen der Galmeiflora als Erzindikator dienen u. spielte in früherer Zeit bei der Erzprospektion eine wichtige Rolle. SCHWICKERATH, M. (1954) Seite 79

Um die Mitte des 20. Jh. wurden die Galmeifluren noch als wertlose Industriebrachen bzw. als nutzloses Ödland betrachtet. Mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema "Zinkpflanzengesellschaft" leitete M. Schwickerath einen Bewusstseinswandel ein u. trug maßgeblich dazu bei, dass die Besonderheiten u. die Schutzwürdigkeit dieser Vegetationsform allgemein erkannt u. anerkannt wurden.
SCHWICKERATH, M. (1954) Seite 104

Eine Vielzahl von Standorten der Galmeiflora steht mittlerweile unter Natur- bzw. Landschaftsschutz (z.B. Schlangenberg u. Brockenberg). Gelegentlich haben sich auch dort Standorte gebildet, wo die Schwermetallbelastung anthropogener Herkunft ist (z.B. im Bereich ehemaliger Zinkhütten). Da die Vegetationsform der Galmeiflora ausschließlich auf die Bodenbeschaffenheit zurückzuführen ist, stellen die Standorte ausgesprochene Pedobiome dar.

Die Galmeiflora (auch Zinkpflanzengesellschaft genannt) besteht aus den sogenannten Charakterarten, die allesamt Schwermetalltoleranz aufweisen, u. den steten Begleitern. Die Charakterarten sind:

Von den sechs Charakterarten werden fünf dem dealpinen Typus zugeordnet. Hierunter versteht man Arten, die in den Alpen und in den nahen Mittelgebirgen vorkommen bzw. vorkamen. 
Lediglich die Grasnelke wird als nordisch-subatlantisch eingeordnet. SCHWICKERATH, M. (1954) Seite 23

Zu den steten Begleitern gehören beispielsweise Flechtenarten u. der quendelblättrige Thymian.

Bezüglich der Herkunft und Entstehung ist die Vegetationsgemeinschaft der Galmeiflora als eiszeitliche Reliktgesellschaft zu betrachten. SCHWICKERATH, M. (1954) Seite 79,
BOTHE, H. (2002) Seite 13

Mit beginnender Vergletscherung zu Anfang der letzten Eiszeit wurden die einzelnen Arten dieser Pflanzengesellschaft aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Richtung sub-nivaler Klimazonen (gemäßigtes Eiszeitklima) verdrängt und konnten auch in der hiesigen Region recht gut überleben. Als mit beginnender Warmzeit die Vegetation wieder üppiger wurde, blieb den Arten, die während der Eiszeit hier Zuflucht gefunden hatten, nichts anderes übrig, als sich zunächst auf kargere Böden zurückzuziehen, die von Pflanzen mit stärkeren Wuchsformen gemieden wurden.

Zu diesen Refugien gehörten ganz offensichtlich auch die wenig tiefgründigen, kargen u. trockenen Böden im Bereich der Kalkstein-Züge unserer Region. Aber auch hier wurde im Laufe der Zeit der Populationsdruck so groß, dass die während er Glazialzeit eingewanderten Arten immer mehr in Richtung der Schwermetall-Böden verdrängt wurde. Über eine Vielzahl von Pflanzengenerationen bildete sich hierdurch eine gewisse Schwermetalltoleranz aus, u. im Laufe der Zeit entwickelten sich durch Anpassung u. natürliche Auslese  neue, eigenständige Unterarten, die in ihrer Gesamtheit ensprechend ihrer auffälligsten Charakterart Violentum calaminariae genannt wird.

Sowohl bezüglich des Vorkommens einer bestimmten Art, des Galmeiveilchens nämlich, als auch hinsichtlich der Artenzusammensetzung muss die Galmeiflora als weltweit einzigartige botanische Besonderheit gelten, die nur in den Erzfeldern bzw. an den (ehemaligen) Hüttenstandorten um Stolberg u. Kelmis vorkommt.

Von der Schwermetallkontamination der standorttypischen Böden sollte man sich keinesfalls abhalten lassen, die Galmeifluren an einem schönen Frühlings- oder Sommertag zu besuchen. Bedenken muss man bei entsprechendem Verhalten nicht haben, denn der Verzehr von Wanderproviant mit erdverschmutzten Händen verbietet sich aus hygienischen Gründen in anderen Gegenden schließlich auch.

Weitere Ausführungen zur Galmeiflora

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHWICKERATH, M. (1954) Seiten 23, 79 u. 104, BOTHE, H. (2002) Seite 13


 

 

Galmeiparagenese: Sekundärerz


 

 

Galmeitäschel (Thlaspi alpestre): schwermetalltoleranter, weiß-blühender Kreuzblütler, der in Stolberg hauptsächlich als Charakterart der Galmeiflora vorkommt.

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Zeichnung
H. Kaußen
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Foto: R. Ethen
Frucht- und Blütenstand,
im Vordergrund: Gemeines Kreuzblümchen, im Hintergrund: Schafschwingel.

 

 

Galmeiveilchen (Viola lutea ssp. calaminaria): gelb-blühendes, schwermetalltolerantes, nach dem Erztyp Galmei benanntes Veilchengewächs, dessen Verbreitung auf die Erzfelder bzw. (ehemaligen) Hüttenstandorte um Stolberg u. Kelmis begrenzt ist, u. welches der Galmeiflora ihren lateinischen Namen Violentum calaminariae gegeben hat.

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Zeichnung H. Kaußen
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mit Grasnelke
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Fotos: F. Holtz
Mundartgedicht zum Galmeiveilchen

Das Galmeiveilchen kommt auf der ganzen, weiten Welt nur in unserer Region vor. Insofern kann es als endemische, einzigartige botanische Besonderheit gelten und zieht alljährlich zahlreiche Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung an.
BOTHE, H. (2002) Seite 12

Die Blütezeit erstreckt  sich von Mai (Hochblüte etwa Mitte Mai) bis August, wobei je nach Wetterlage auch noch im September einige blühende Einzelexemplare zu finden sind.

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Galmeiveilchen, Aquarell von Birgit Engelen, Quelle: Engelen/Holtz (2000)

 
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Galmeiveilchen, Pastellkreide auf Packpapier von Birgit Engelen, Quelle: Engelen/Holtz (2000)

Weitere Ausführungen zum Galmeiveilchen

Im Stichworteintrag verwendete Quellen: BOTHE, H. (2002) Seite 12


 

 

Galmeiverfahren: Methode zur Herstellung von Messing, die bis zum 18. Jh. gebräuchlich war u. den Einsatz von metallischem Zink nicht benötigte. Als Grundstoffe dienten Kupfer, Holzkohle u. Galmei, wobei das Zink durch Reduktion des Galmeis gebildet wurde; ein Vorgang jedoch, bei dem sich das metallische Zink jeglicher Anschauung entzog (Kupfer-lokalhistorischer Kontext,
Chemie des Messingbrennens) u. der häufig genug in die Nähe der geheimnisumwitterten Alchemie gerückt wurde (Krebsformel).

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Skizze: F. Holtz

Auf Grund der erforderlichen Gewichtsmengenverhältnisse (2 Teile Galmei, 1 Teil Kupfer) blieb die Anwendung der damaligen Messingtechnologie natürlicherweise auf Regionen beschränkt, wo Galmei als natürliche Ressource zur Verfügung stand.

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Skizze: F. Holtz

Möglicherweise u. in gewissem Sinne wohl auch verständlicherweise scheint man hinsichtlich der Weitergabe von technologischem "know-how" eher zurückhaltend gewesen zu sein. In Wiesloch beispielsweise hat es einige Gruben gegeben, die über Jahrhunderte auf silberhaltigem Bleiglanz bauten. Bei der hier vorliegenden Lagerstättenkonstellation fiel bei diesen Schürftätigkeiten auch qualitativ guter Galmei an. Zu Zeiten, als die Batteurs bzw. Kupfermeister der hiesigen Gegend gutes Geld mit Galmei u. Messing verdienten, wurde in den Wieslocher Gruben der anfallende Galmei nicht gefördert, sondern als Versatzmaterial benutzt, weil man offenbar für diesen Galmei keine metallurgische Verwendung hatte.


 

 

Galminus: Zwergengestalt mit Schlägel und Eisen, welche im August 2001 von den beiden Stolberger Museen (Zinkhütter Hof und Heimatmuseum in der Torburg) vorgestallt wurde. Als lustiger Muntermacher und Sympathieträger soll Galminus einerseits die museumspädagogischen Aktivitäten beider Institutionen unterstützend begleiten u. andererseits die montanhistorische Tradition sowie die variantenreichen Sagenkomplexe des Stolberger Raumes wieder bewusst machen.

Der Name unserer Zwergengestalt leitet sich ab:
Namensgeber: Eheleute Irmgard und Wilfried Graulich.
   
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Steckbrief:
Name: Galminus
Nationalität: römisch, keltischer Abstammung
Alter: ca. 2000 Jahre
Größe: winzig
Besondere Kennzeichen: gutmütig, freundlich, hilfsbereit, fleißig
Wohnort: Sagen- und Bergbaustadt Gression, die vor langer Zeit untergegangen ist.
Hauptberuf: Bergmann
Nebenberuf: Hausgeist, der mit einer kleinen Kollegenschar (Penaten) für den Schutz von Haus und Hof verantwortlich war.

Gedicht Galminus
Kinderliedchen
Zwergengeschichte für Kinder im Alter von 10 bis 100 Jahren

 

 

Galminusbrunnen: 2009 erstellter Bronzebrunnen am Rande der Stolberger Altstadt (Willy-Brandt- Platz), der in einer Vielzahl von unterschiedlichen Einzelelementen Bezug auf Stolberger Besonderheiten nimmt.

Der bekannte Aachener Künstler Bonifatius Stirnberg hat in diesem Werk in eindrucksvoller Weise die Vorstellungen des Initiators und Stifters Prof. Dr. R. Fuchs umgesetzt u. in seinem unverwechselbaren Stil ausgeführt. Zu den dargestellten Besonderheiten gehören auch einige Motive, die man nach heutigem Sprachgebrauch als Alleinstellungsmerkmale der Stadt Stolberg bezeichnen kann.

Ein Stolberger Kupferschläger am wassergetriebenen Hammerwerk, das wohlbekannte Erscheinungsbild eines Kupferhofes (Haus Grünenthal), typische Messinggefäße, Zinkwannen, Druckknopf und Galmeiveilchen, all dies sind Beispiele für lokalspezifische Besonderheiten, die man nur im hiesigen Raum und nirgendwo sonst bestaunen kann.

Nach einem Aufruf zur Namensgebung in der Lokalpresse ergab sich im September 2009 der Begriff Galminusbrunnen als Name für das neue, attraktive Kunstwerk am Rande der Stolberger Altstadt. 
Der Begriff Galminus bezieht sich auf eine Zwergengestalt, die ebenfalls Teil der formenreichen Brunnenkomposition ist.

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Fotos: R. Fuchs

 

 

Gang: bergm. Ausdruck für Mineral-Ausfüllungen von Spalten u. Klüften in der Erdkruste. Bei einem Erz-Gang besteht die Gangfüllung sowohl aus Erzmineralen als auch aus Gangmitteln, die auch Erzbegleiter oder Gangart genannt werden. Offengebliebene Klüfte innerhalb eines Ganges sind häufig mit Letten ausgefüllt.

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Skizze: F. Holtz

Der Ausdruck Gang leitet sich ab von ‘gehen’ oder ‘nachgehen’; zunächst in dem Sinne, dass sich Vortrieb u. Abbau am Verlauf des Ganges orientierten (dem Gang also ‘nachgingen’). Die Ableitung basiert jedoch auch auf des Wortes eigentlicher Bedeutung, da man sich nämlich in den ausgeerzten Stollen fortbewegen, diese also begehen oder befahren konnte.


 

 

Gang am Lillaschacht: Gangartiger Erzkörper im Bereich des Brockenberges. Erzführung: in den oberen Teufen vorwiegend Galmei, in den unteren Blende u. Bleiglanz. (Lillaschacht)


 

 

Gang am Liester: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Büsbacherberg. Erzführung nicht bauwürdig.


 

 

Gang am Luziliaschacht: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Büsbacherberg. Erzführung nicht bauwürdig. (Luzilia)


 

 

Gang am Sandloche: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Büsbacherberg. Erzführung nicht bauwürdig.


 

 

Gangart: bergm. Ausdruck für nichtmetallische Minerale, die eine Erzlagerstätte begleiten (Gang). In Stolberg kam als Gangart hauptsächlich Kalkspat vor.


 

 

Gangmittel: Gangart


 

 

Gay-Lussac, Joseph Louis (1778-1850): Franz. Chemiker, welcher 1827 für eine zu St. Gobain gehörende Schwefelsäurefabrik in Chauny ein Verfahren zur Rückgewinnung der bei der Schwefelsäureherstellung anfallenden Stickoxide konzipierte. Der erste, nach seinem Erfinder benannte "Gay-Lussac-Turm" wurde 1842 in Chauny in Betrieb genommen. Ab etwa 1860 gehörte der Gay-Lussac-Turm weltweit zur Standardausrüstung von Schwefelsäurefabriken (Bleikammeranlage).


 

 

Gay-Lussac-Turm: Nach seinem Erfinder (Gay-Lussac) benannte Funktionseinheit innerhalb einer Bleikammeranlage, die zum Auswaschen der Stickoxide aus dem Abgas diente.

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Gay-Lussac-Turm der Bleihütte Binsfeldhammer

Im Stichworteintrag verwendete Quellen: OSTEROTH, D. (1985) Seite 34-35


 

 

Gebirgsfalte: Falte


 

 

gebrannter Kalk: Kalk


 

 

Gedau: Ehemaliger Kupferhof im sogenannten Gedau- (Inde-) Tal. Die Anlage wurde von dem 1644 geborenen Theodor Peltzer betrieben u. blieb bis mindestens 1757 im Besitz dieser Familie. Zwischen 1800 u. 1958 war die Gedau Standort des Textilgewerbes. Unter den Betreibern befanden sich fünf Generationen der bekannten Aachener Tuchmacherfamilie Nellessen (bis 1926) sowie von 1936 bis 1958 die Familie Bartholemy. Die Gedau wird nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten seit 1981 als Wohnanlage genutzt.

Hinsichtlich seiner Lage inmitten grüner Umgebung vermittelt der ehemalige Kupferhof Gedau einen Eindruck von der ursprünglichen Abgeschiedenheit der meisten Hofanlagen früherer Zeiten. So oder ähnlich hat man sich auch die anfänglichen Verhältnisse im heute dicht besiedelten Stolberger Tal vorzustellen.

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Die heutige Gedau
Foto: F. Holtz

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
DODT, G.: Der historische Wanderweg von Atsch bis Elgermühle


 

 

Gedauer Konglomerat: Konglomerat


 

 

gediegen: in reiner (metallischer) Form vorliegend. (z.B. gediegenes Gold oder Silber, welches nicht als chem. Verbindung oder Erz, sondern in seiner natürlichen Reinform vorliegt).


 

 

Gehlen: Kalkwerke Heinrich Gehlen


 

 

Gehlen’s Kull: Ehemaliger Steinbruch (Kull) der Kalkwerke Heinrich Gehlen u. heute ein zur Naherholung beliebtes Landschaftsschutzgebiet oberhalb der Bergstr. bzw. Katzhecke.


 

 

gelbes Kupfer: Insbesondere in der älteren Lokalterminologie häufig verwendeter Ausdruck für Messing. Eigenarten in der ehemaligen Messingtechnologie (Galmeiverfahren) ließen den Eindruck entstehen, Messing sei nichts anderes als veredeltes, nämlich goldgelb eingefärbtes Kupfer.

Weitere Einzelheiten zum umgangssprachlichen Gebrauch des Begriffes Kupfer

 

 

Geleucht: Bergm. Ausdruck für Grubenlampen, die unter Tage Verwendung fanden. Früher waren insbesondere die mit Öl, Talg oder Unschlitt betriebenen Froschlampen gebräuchlich, die in der Umgangssprache auch Funzeln genannt wurden. Später setzten sich dann im Erzbergbau die ebenfalls mit offener Flamme arbeitenden u. sehr viel leuchtkräftigeren Karbidlampen durch. In der Kohle wurde die Benzin-Sicherheitslampe gebräuchlich, deren Flamme von einem aus Drahtgeflecht bestehenden Käfig umgeben war, der auf Grund seiner Größe von der relativ kleinen Flamme nur so geringfügig aufgeheizt wurde, dass die Auslösung von schlagenden Wettern ausgeschlossen war. Letztendlich kam es ganz allgemein zum Gebrauch von elektrischen Batterielampen, da diese sowohl von ihrer Helligkeit als auch von den Sicherheitsaspekten her überlegen sind.


 

 

gelöschter Kalk: Kalk


 

 

geogen: Durch geologische (Geologie) Vorgänge entstanden. Die Schwermetallbelastung im Stolberger Raum ist beispielsweise geogenen Ursprungs, ist allerdings durch Erzabbau u. -verarbeitung anthropogen verstärkt worden.


 

 

Geognosie: Geognostik


 

 

Geognostik (Geognosie): Älterer, heute nicht mehr gebräuchlicher Ausdruck für Geologie einschließlich Mineralogie u. Lagerstätten-Lehre.


 

 

Geologie: Wissenschaft von der Zusammensetzung, dem Bau u. der Geschichte der Erde, besonders der Erdkruste. Wichtige Teilgebiete der Geologie sind:

Bezüglich der Geologie ist der Stolberger Raum höchst interessant, weil sich in den hier aufgeschlossenen, teilweise (fossilführenden) Schichtfolgen eine Vielzahl erdgeschichtl. Epochen widerspiegelt, die Morphologie der Landschaft sowie einige Aufschlüsse tektonische Einflüsse erkennen lassen u. die humangeschichtl. Entwicklung gerade hier in hohem Maße von anthropogeologischen Aspekten bestimmt ist. Hierzu wäre nicht nur das Vorkommen nutzbarer Lagerstätten (Erze, Kohle, Kalkstein, Sand) zu nennen, sondern auch die spezifischen Bodenstrukturen, die sowohl Land- u. Forstwirtschaft als auch das Siedlungsverhalten sowie den Verlauf der Verkehrswege (Kalkstein) in der Frühzeit entscheidend bestimmt haben.


 

 

geologisch: Die Geologie betreffend.


 

 

Georgsfeld: Bis kurz vor Hastenrath reichende Konzession auf Steinkohle östl. des Vichtbaches zwischen Birkengang u. Hammerberg.


 

 

Geothermalgradient (geothermische Tiefenstufe): Maßzahl, welche die Temperaturerhöhung bei zunehmender Teufe beschreibt u. üblicherweise als Tiefe in Meter angegeben wird, bei der die Temperatur in der Erde um 1 °C ansteigt. Der Geothermalgradient wird verursacht durch die Temperaturdifferenz zwischen dem heißen Erdinnern u. der vergleichsweise kühlen Erdoberflächentemperatur.

Dem Geothermalgradienten wird u.a. die Aufheizung von hydrothermalen Lösungen zugeschrieben (Schalenblende- Entstehung).


 

 

Gerinne: Herd


 

 

Gesellschaft für Bergbau und Zinkfabrikation in Eschweiler: ESCHWEILER GESELLSCHAFT


 

 

Gesellschaft für Bergbau, Blei und Zinkfabrikation zu Stolberg: STOLBERGER GESELLSCHAFT


 

 

Gesenk: Tiefste Stelle einer Grube, wo sich das Grubenwasser sammelt. Üblicherweise befanden sich hier auch die Ansaugstutzen der Pumpeinrichtungen (Wasserhaltung).


 

 

Gesetze: Die unteren Teile (Etagen) eines Meilers.

Im Stichworteintrag verwendete Quellen: HERBORG, U. (1990) Seiten 20-30


 

 

Gestell: Unterer Teil der Innenausmauerung eines Hochofens.

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER, K. und H. (1993) Seite 144


 

 

Geuse: Göse


 

 

Gewäld: Veralteter Ausdruck für ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet u. insbesondere für einen übergeordneten Forstverwaltungsbezirk. Die Forstverwaltungen waren in früherer Zeit nicht nur für die forstwirtsch. Nutzung zuständig, sondern beispielsweise auch für die Jagd-, Fischerei-, Wasser- Mühlen- u. Bergbaurechte.

Die Waldungen des Herzogtums Jülich in der Nordeifel wurden unterteilt in Ober- u. Untergewäld. Der höchste Forstbeamte für das Obergewäld war der Forstmeister (in Monschau), während die Verwaltung des Untergewälds vom Wehrmeister geleitet wurde. Diese Forstverwaltungsbezirke wiederum waren unterteilt in sogenannte Huten, wobei sich dieser Ausdruck von ‘hüten’ (Waldhüter) ableitet.

Das Untergewäld bestand aus: Dürener Hut (Bereich Hürtgenwald u. Vossenack), Vennhut (zwischen Lammersdorf, Jägerhaus u. Zweifall), Rackerscheider Hut (von Roetgen bis Konzen, teilweise ins Venngebiet reichend) u. Bauler Hut (zwischen Kalltal u. heutiger Rurtalsperre bis Woffelsbach). Obwohl die Venn- u. die Rackerscheider Hut zum Untergewäld gehörten, wurden sie von der Fortstverwaltung Konzen-Monschau bewirtschaftet.

Lageplan mit Huten,
Zeichnungen: H. Schreiber.
Untergewäld
Obergewäld

Das Obergewäld war aufgeteilt in: Daverscheider Hut (um Kalterherberg u. Höfen), Widdauer Hut (von Monschau bis Hammer) u. Oberrurische Hut (beiderseits der Rur von Hammer bis Woffelsbach).

Innerhalb der Huten wurden sogenannte Kohlzirkel verliehen; Waldstücke, die von den Reit- u. Kupfermeistern zum Schlagen von Kohlholz genutzt wurden.

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER, K. und H. (1993) Seiten 354-356


 

 

Gewand: (Plural: Gewande) lokaler bergm. Ausdruck für geol. Störung (Sandgewand, Münstergewand).

In der Bergmannssprache ist die Verwendung dieses Begriffes als feminines Substantiv gebräuchlich; es heißt also üblicherweise "die Gewand" und nicht "das Gewand".

Die Abbauverhältnisse im Bereich dieser Störungen waren insbesondere im Steinkohlebergbau teilweise sehr ungünstig, da bei der Durchfahrung dieser Zonen starke Wasser- u. Fließsandeinbrüche zu erwarten waren. Herabrieselnde Sandvorhänge dürften bei der Entstehung des Begriffes "Gewand" eine entscheidende Rolle gespielt haben (Sandgewand).


 

 

Gewerken: Gesamtheit aller an einer Gewerkschaft beteiligten Personen.


 

 

Gewerkschaft: Eine insbesondere im Bergbau übliche Gesellschaftsform, die dann entstand, wenn zwei oder mehr Personen (Gewerken) Eigentümer eines verliehenen Bergwerks wurden. Grundkapital u. formelle Gründung waren nicht erforderlich. Die benötigten Geldmittel wurden je nach aktuellem Bedarf u. entsprechend der Höhe der jeweiligen Beteiligung von den Gewerken erhoben (Zubußen).

In Stolberg wurden auch die Reitwerke in Form von Gewerkschaften betrieben.


 

 

Gewerkschaft Remy, Hoffmann: 1871 entstandene Vorgängerin des EMSER BLEI- UND SILBERWERKES, welches 1909 von der STOLBERGER GESELLSCHAFT erworben wurde.


 

 

Gezähe: Bergm. Ausdruck für Werkzeug (z.B. Schlägel u. Eisen oder Keilhaue).


 

 

Gicht: Hüttenm. Ausdruck für die Beschickung eines Schachtofens (Hochofens) oder dessen obere Öffnung, durch welche die Beschickung erfolgt. Durch die Gicht entweichen bei der Verhüttung entstehende, brennbare Gase (Gichtgas), die heute aufgefangen, früher jedoch oberhalb der Gicht abgefackelt wurden.

Bild
Hochofen mit Ofengicht,
Aquarell von Helmut Schreiber.

Der Ausdruck Gicht soll von dem englischen Wort "Gift" (Geschenk) abstammen, da man dem Ofen die Grund- u. Zuschlagstoffe von oben zugeben, also schenken musste.


 

 

Gichtbühne: Arbeitsplattform auf den die Gicht umschließenden Außenmauern eines Schachtofens bzw. eines Hochofens. Von der Gichtbühne aus erfolgte die Beschickung des Ofens.


 

 

Gichter (Aufgeber): Arbeiter, der einen Hochofen beschickt (Gicht).


 

 

Gichtgas: Gicht


 

 

Glaskopf: Mineral-Aggregat von knolliger, traubiger, nieriger Gestalt mit glatter, meist glänzender Oberfläche.

In Stolberg kommt der Limonit gelegentlich glaskopfartig vor (brauner Glaskopf).

Bild
Glaskopfartig ausgebildeter Limonit.
Sammlung u. Foto: F. Holtz

 

 

Glaubersalz: Natriumsulfat


 

 

glaziale Sedimente: Sedimente


 

 

Glocken von Gression: Sagenmotiv aus dem Sagenkreis um die Stadt Gression. Hiernach soll, vornehmlich an hohen kirchlichen Feiertagen, Glockengeläut aus den Tiefen der Erde zu vernehmen sein, welches von den Glocken der untergegangenen Stadt Gression stammen soll.

Anfang des 20. Jh. wurden, entsprechend des damaligen Zeitgeistes, die uralten Sagenmotive aufgegriffen und literarisch bearbeitet. So entstand auch zum Thema Glocken von Gression ein Gedicht, das um 1920 von Peter Bündgens verfasst worden ist.

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
HOFFMANN, H. (1914), Nr. 248, 250, 278


 

 

Glover-Säure: Bleikammeranlage


 

 

Glover-Turm: Bleikammeranlage


 

 

Glück auf: Traditioneller Gruß der Bergleute, der seit etwa 1650 gebräuchlich ist. Mit diesem Gruß wünscht man eine gute Grubenfahrt sowie eine glückliche u. sichere Rückkehr.

Ursprünglich verlieh man mit diesem Gruß auch dem Wunsch Ausdruck, dass Klüfte u. Gänge sich auftun sollten. Ein sich auftuender Gang, also eine Gangerweiterung, ließ nämlich in aller Regel eine reiche Erzausbeute erwarten.

Bild
Stollenmundloch
mit Bergmannsgruß,
Quelle: Bersch, W. (1898)

 

 

Glücksburg: Westlich von Eschweiler gelegene Erzgrube, deren Konzession auf Galmei, Bleierz u. Brauneisenstein 1838 von der METALLURGISCHEN GESELLSCHAFT erworben wurde.

In den oberen Teufen bestand die Erzführung fast ausschließlich aus Brauneisenstein. Da die Gewinnung von Eisenerzen außerhalb der Unternehmensziele der METALLURGISCHEN- u. später der STOLBERGER GESELLSCHAFT lag, wurde die Grube zunächst verpachtet. Als in den 1860er Jahren ein kleineres Bleierzlager entdeckt wurde, übernahm die STOLBERGER GESELLSCHAFT den Grubenbetrieb. In größerer Teufe wurden weitere Erzmittel (auch Blende) aufgeschlossen, jedoch ging der Tiefenausbau wegen starker Wasserführung nur langsam voran. Außerdem waren die anstehenden Erze von nur mittlerer bis minderer Qualität.

Der Erzabbau in der Grube Glücksburg erfolgte auf zwei Gängen u. in einem größeren Nest. Als Besonderheit kam hier an der Grenze zum Kohlenschiefer eine erzimprägnierte Lettenschicht vor, die von den Bergleuten schwarze Kruste genannt wurde.
GUSSONE, R. (1964) Seite 48

Die Grube Glücksburg wurde 1884 bei einer erreichten Teufe von 92 m stillgelegt. In den 1890er Jahren wurden gegen Pachtgebühr durch einen ehemaligen Steiger der Grube noch in geringfügigem Maße Gewinnungsarbeiten durchgeführt, die jedoch unbefriedigend blieben.

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
RÜBMANN, A. (1925) Seite 22, GUSSONE, R. (1964) Seite 48


 

 

Glühen: Erhitzen von Metallen oder Legierungen oberhalb der Rekristallisationstemperatur (bei Messing etwa 450 bis 600C°
zur Beseitigung von Kaltverfestigung. Dies wurde dann nötig, wenn ein bereits kaltverfestigtes Werkstück weiter verformt werden sollte.

Mehrfaches Glühen (Zwischenglühen) war dann erforderlich, sobald der Verformungsgrad entspechend hoch war.


 

 

Glühöfen: Öfen zum Glühen von Metallen oder Legierungen.

In Stolberg fanden Glühöfen bei der Messing-Verarbeitung häufig Verwendung, da beim Hämmern u. Treiben Kaltverfestigung auftrat, die zur weiteren Bearbeitung beseitigt werden musste. Die Glühöfen hatten eine ähnliche Bauform wie die in den Frühschmieden manchmal verwendeten Öfen zum frischen des Eisens.

Glühöfen waren 5-6 m hohe, aus Bruchstein errichtete Bauwerke mit meist kreisrundem Grundriss. Im unteren Drittel bestanden die Glühöfen aus einer zylinderförmigen Aufmauerung, die sich nach oben hin kuppelartig verjüngte u. am oberen Ende in einen kurzen Kamin von meist quadratischem Querschnitt mündete.

Die beiden Glühöfen der Atscher Mühle (an der Rhenaniastraße) sind auch heute noch vorhanden u. befinden sich nach Restaurierung in gutem Erhaltungszustand.

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Glühöfen der Atscher Mühle
Foto: F. Holtz


 

 

Gold: gelbglänzendes, sehr weiches Edelmetall, welches in der Natur selten, aber dann meist in gediegener Form vorkommt. Gold ist ein chem. Element, Formelzeichen Au (lat. Aurum).

Gold findet hauptsächlich zur Herstellung von Schmuck u. Münzen, aber auch zur Färbung von Glas (Goldrubinglas) u. in der Elektroindustrie Verwendung. Wegen seines hohen u. beständigen Wertes dient Gold als gesetzliche Deckungsgrundlage vieler Landeswährungen.

Auf Grund seiner geringen Härte besaß Gold in früherer Zeit kaum praktischen Gebrauchswert. Trotzdem hat gerade das Gold offenbar von Anfang an eine starke Faszination ausgeübt und stand als Symbol für Reichtum und Macht. Der Grund hierfür dürfte zunächst seine Seltenheit gewesen sein. Aber auch sein bleibender, immerwährender Glanz wird eine Rolle gespielt haben, denn gerade dieser bleibende Glanz begründete seine Verwendung als kostbares Ziermetall. Jedenfalls begann die Jagd nach dem Gold schon zu archaischer Zeit und sehr früh schon entstanden Mythen, die sich um das Gold rankten (Goldenes Vlies, Stein der Weisen etc.).

In Stolberg kommt gediegenes Gold in den Konglomeraten vor, allerdings nur in Form winziger Körnchen oder Flitterchen u. in nur sehr geringer Konzentration. In den Seifen der Fließgewässer, die das Konglomerat anschneiden, sind die Konzentrationen allerdings erheblich höher. Trotzdem müssen diese Seifen als kaum oder nicht bauwürdig eingestuft werden. Deshalb waren u. sind diese Vorkommen nicht von wirtsch. Bedeutung. Eine gewisse wirtsch. Rolle spielte das Gold im Zusammenhang mit dem bei der Bleiverhüttung anfallenden Güldischsilber.

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Gold aus dem Vichter Konglomerat, eine Stecknadel am oberen Bildrand als Größenvergleich.
Sammlung u. Foto: F. Holtz

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Goldkörner (Waschgold), ausgewaschen aus Fluss- bzw. Bachsand.
(Dichtesortierung)
Fotos: F. Holtz
Bergggold
in Quarz

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Stolberger Gold in Großaufnahme.
Größe der Körner: ca. 0,5 mm
Sammlung und Fotos: F. Holtz, H. Wotruba.

Weitere Einzelheiten zum Stolberger Gold siehe <<< hier>>>


 

 

Göpel: Meist durch Pferde (Ross-Kunst) bewegte Drehvorrichtung zum Antrieb von Arbeitsmaschinen. Bei senkrechter Drehachse bewegten sich die antreibenden Tiere oder Menschen im Kreis (Rundganggöpel); bei waagerechter Drehachse im Innern oder auf dem Äußeren einer Hohlwalze.

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Kollergang mit Göpelantrieb,
nach Krünitz
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Göpel als Antrieb
einer untertägigen
Arbeitsmaschine,
Quelle:
Agricola (1556)

In Stolberg wurden pferdegetriebene Rundganggöpel hauptsächlich zur Wasserhaltung in den Bergwerken eingesetzt. Der Straßenname AM GÖPELSCHACHT erinnert an eine derartige Einrichtung im Steinkohle-Feld Birkengang.


 

 

Gor: Steinkohle- Flöze


 

 

Göse (Gösse,Geuse, abgeleitet von gießen): Eisenkörper von meist dreieckigem Querschnitt, der beim Abstich eines Hochofens in einer Art offenen Sandform hergestellt wurde. Die Gösen wurden nach dem Erkalten in der Frühschmiede zu Schmiedeeisen (Stahl) weiterverarbeitet.

Die Formen wurden in einem dem Hochofen vorgelagerten Sandbett angelegt. Hierzu drückte man einen dreikantigen Holzbalken mit der Spitze nach unten in den Sand, so dass eine Rinne entstand, in welche man das flüssige Eisen aus dem Hochofen hineinlaufen lassen konnte.

Der dreieckige Querschnitt erleichterte das Einpressen des formgebenden Holzbalkens in das Sandbett. Fernerhin ergab sich durch die Dreiecksform eine gleichmäßige Verdichtung des Sandes in der unmittelbaren Umgebung des Abdruckes. Diese Verdichtung erlaubte in Kombination mit dem dreieckigen Querschnitt ein Herausnehmen des Balkens aus dem Sandbett, ohne die geformte (eingedrückte) Rinne zu beschädigen.

Graphik bitte anklicken
Skizze: F. Holtz
A:
Holzbalken
Skizze
B:
fertig gegossene Göse

Der Querschnitt des formgebenden Holzbalkens u. somit auch der gegossenen Göse hatte die Form eines gleichseitigen Dreiecks mit einer Kantenlänge von etwa 35 cm. Das Gewicht einer Göse lag zwischen 14 u. 15 Zentner, also bei etwa 725 kg.

Die Gesamtlänge der oben beschriebenen Gießrinne wird in der Literatur mit etwa 5 m angegeben. Dies würde bei den geschilderten Querschnittabmaßen einem Gesamtgewicht von nahezu 2.000 kg entsprechen. Bei den angegebenen Gewichtsrelationen wird man davon ausgehen können, dass man den 5 m langen Rohling nach dem Gießen in drei etwa gleich große Teile gestückelt hat. Vermutlich hat man hierzu die Gießrinne an zwei Stellen mit einem Sandsteg versehen, der einerseits ein Weiterrinnen des flüssigen Eisens erlaubte, andererseits aber in dem gegossenen Rohling eine Schwachstelle entstehen ließ. Das erkaltete, spröde Gusseisen ließ sich an diesen Stellen durch einen kräftigen Hammerschlag trennen.

Graphik bitte anklicken
Skizze: F. Holtz
A:
Querschnitt im Stegbereich
Skizze
B:
Querschnitt der Göse

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Göse, Fundort Schevenhütte.
Fotos: M. Wolff

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER, K. und H. (1993) Seite 148


 

 

Gosselin: Schacht im Grubenfeld Breinigerberg.


 

 

Gosselingang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg. Erzführung: Bleiglanz u. Blende.


 

 

Gottessegen: Ehemalige, östlich von Eilendorf auf dem Gelände der Kalkwerke Thelen gelegene Erzgrube.


 

 

Graeser, Johann Heinrich: Aus Saarbrücken stammender Ingenieur u. Assistent bei der Kommission zur topographischen u. unterirdischen Aufnahme der Bergwerke, Hütten u. Fabriken in den Departements Roer u. Saar. Als Mitglied dieser Kommission war Graeser u.a. auch in Eschweiler tätig u. wurde 1802 im Alter von 27 Jahren von Wültgens u. Englerth mit der Gesamtleitung der von selbigen betriebenen Steinkohle-Gruben betraut. Sein Sohn Friedrich Graeser wurde später Privatsekretär von Christine Englerth.

Graeser wurde 1838 vom EBV als Betriebsdirektor übernommen u. übte dieses Amt bis 1847 aus. Nach Aufgabe der Grubenleitung gehörte er noch bis 1857 der Administration an.


 

 

Grasnelke (Armeria elongata): violett-blühendes, schwermetalltolerantes Bleiwurzgewächs mit spitzen, schmalen Blättchen, die Ähnlichkeit mit der Erscheinungsform von Gräsern aufweisen. Die Grasnelke kommt in Stolberg als Charakterart der Galmeiflora vor.

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Zeichnung H. Kaußen
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mit
Taubenkropf
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Foto: R. Ethen
Grasnelke
Fotos (wenn nicht anders angegeben):
F. Holtz

 

 

Gratinius: Besitzer eines Gutshofes, der zur Zeit des römischen Imperiums (für unsere Gegend etwa vom 1. - 4. Jh.). in der Gegend von Gressenich gelebt hat. Dieser Gratinius ist namengebend gewesen für das Toponym Grasciniacum und auch für unser heutiges Gressenich. FRENTZ, W. (1992), Seite 10 

Ob dieser Mann ein eingewanderter Römer oder ein einheimischer Kelte war, ist heute nicht mehr auszumachen. Diese Vermutung wird durch fundierte Studien an anderer Stelle erhärtet. 
Allerdings scheint besagter Gratinius weder Römer noch Kelte gewesen zu sein, sondern ein zugewanderter Ubier (Angehöriger eines östlich des Rheines ansässigen Germanen-Stammes). Weisgerber J. L. (1955), Seite 82

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
FRENTZ, W. (1992), Seite 10 und Weisgerber J. L. (1955), Seite 82. 


 

 

Greenockit: hexagonales Kristallsystem, CdS Cadmiumsulfid. Greenockit kommt in Stolberg vorwiegend als intensiv gelb gefärbte, pulverige Beläge oder Anflüge vor u. ist in der Sekundärerzparagenese aus den Cadmium-Bestandteilen der Zinkblende entstanden. GUSSONE, R. (1964) Seite 67-68 u.91

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Anflug von Greenockit auf Stolberger Ganggestein.
Sammlung u. Foto: F. Holtz

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
GUSSONE, R. (1964) Seite 67-68 u. 91


 

 

Gressenich: Zu Stolberg gehörender, östl. des Stadtgebietes gelegener Ortsteil römischen Ursprungs. Gressenich lag an einer von West nach Ost verlaufenden Römerstraße Durch eine Schenkung des fränkischen Königs Ludwig des Deutschen kam der damalige Königshof Villa Crasciniacum (woraus sich das heutige Gressenich entwickelte) in den Besitz des Klosters Inda (Kornelimünster).

Zusammen mit den Orten Vicht, Schevenhütte u. Werth bildete Gressenich seit der napoleonischen Zeit (mit einer kurzen Unterbrechung) bis 1972 eine eigenständige Gemeinde.

Hauptsächlich in den nach den späteren Erzgruben benannten Gemarkungen Diepenlinchen u. Römerfeld waren die Kalksteinzüge in reichem Maße vererzt (Vererzung). Insbesondere die Zinkerze des Galmei-Types wurden bereits von den Römern (römisches Messing) u. in späterer Zeit für die Kupfermeister abgebaut.

Um die Mitte des 19. Jh. erreichte der Bergbau in der an Gressenich angrenzenden Erzgrube Diepenlinchen großtechn. Dimensionen. Diepenlinchen wurde zum Hauptarbeitgeber der hier ansässigen Bevölkerung. Bedingt durch den Tiefenausbau der Gruben wurden in dieser Zeit in zunehmenden Maße Primärerze gefördert.

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Wappen der Gemeinde Gressenich mit Schlägel und Eisen als Bergbau- Symbol.

Zu dem montanhistorischen Hintergrund des Ortes passt auch die Skulptur der Heiligen Anna in der dortigen Pfarrkirche.


 

 

Gressenicher Eimer: Gelegentlich in der Heimatliteratur des Stolberger Raumes verwendete Bezeichnung für einen aus Messing hergestellten, römischen Gefäßtyp (Hemmoorer Eimer). Der Ausdruck Gressenicher Eimer, der sich auf den im Stolberger Raum vermuteten Entstehungsort bezieht, ist allerdings recht spekulativ, da die Herkunftsregion nicht geklärt ist (römisches Messing).


 

 

Gressenicher Krankheit: Vergiftung von Weidevieh (Kühe u. Rinder) durch schwermetallbelastetes Weidefutter mit häufig tödlichem Verlauf. Die Gressenicher Krankheit trat nahezu ausschließlich im Bereich der östlich von der Bleihütte gelegenen, ehemaligen Erzfelder auf, wo die Böden bereits geogen vorbelastet waren. Das Auftreten der Gressenicher Krankheit führte zusammen mit den Untersuchungsergebnissen an "Stolberger Bleikindern" 1973 zu einem umfangreichen Umweltschutzprogramm in Stolberg (Schwermetallbelastung).

Insbesondere mit der Einführung u. der Weiterentwicklung des QSL- Verfahrens in der Bleihütte Binsfeldhammer kann die akute Schwermetallproblematik in Stolberg heute als gelöst gelten.

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRANS, H.O. (2008) Seite 106, SCHNEIDER, F.K.(1982) Seite 5


 

 

Gressenicher Weistum: Weistum


 

 

Gression: Bedeutende, reiche Stadt, die der Sage nach in der Gegend von oder um Gressenich herum gelegen haben u. für ihren Bergbau weit bekannt gewesen sein soll (Bergbausagen).
Hoffmann(1914) Nr. 233

Die Sage um die Stadt Gression hatte ein weites Verbreitungsgebiet innerhalb des Großraumes Aachen - Köln, ist jedoch im Überlieferungsbestand der einzelnen Ortschaften nur fragmenthaft erhalten geblieben. Ein wesentlich geschlosseneres Bild ergibt sich dann, wenn man die unterschiedlichen Restbestände aus den einzelnen Lokalbereichen zusammenfasst:

Gression soll in uralter Zeit eine so gewaltige Stadt gewesen sein, dass sie mit keiner anderen verglichen werden konnte. Die meisten Varianten der Sage geben den Durchmesser der Stadt Gression mit sieben Stunden an, wobei es allerdings auch Versionen gibt, die den Durchmesser mit zwei Stunden u. wiederum andere, die den Umfang mit hundert Stunden angeben wollen. Bezüglich der geographischen Erstreckung berichtet die Sage über den Raum Aachen, Köln, Düren, Jülich. Andere Versionen wiederum verlegen die Stadt Gression in den engeren Bereich Kornelimünster, Gressenich, Düren, Jülich, wobei der letztere, etwas enger gefasste Bereich noch um die Wende vom 19. zum 20 Jh. auch dem Verbreitungsgebiet der Sage entsprach.

Der Sagenkomplex
um die Stadt Gression

Die Sage weiß von einem bedeutenden Bergbau in der Stadt Gression zu berichten. Durch den Abbau ergiebiger Erzlagerstätten soll großer Reichtum in die Stadt geflossen sein. Dies verleitete die Bewohner zu Üppigkeit, Verschwendungssucht u. Lasterhaftigkeit, was den Zorn Gottes herausforderte. Die Stadt soll daher mit völliger Vernichtung bestraft worden u. durch ein schreckliches Schicksal untergegangen sein.

Der Untergang der Stadt Gression wird mit dem Verschwinden der Römer zu Anfang der Völkerwanderung in Verbindung gebracht. Während eine Motivvariante von einer Zerstörung durch fremde Kriegshorden zu berichten weiß, erzählt eine andere Version, die Stadt sei einer gewaltigen Flutwelle zum Opfer gefallen.

Häufig war auch die Rede davon, die Stadt sei von der Erde verschluckt worden und tief im Boden versunken. In diesem Zusammenhang berichtet die Sage u.a. von Glockengeläut, welches aus den Tiefen der Erde herauf klingen und vornehmlich an hohen kirchlichen Feiertagen zu hören gewesen sein soll.

Der Untergang
der Stadt Gression

Anfang des 20. Jh. wurden, entsprechend des damaligen Zeitgeistes, die uralten Sagenmotive aufgegriffen und literarisch bearbeitet. So entstanden auch zum Thema Gression zwei Gedichte, die um 1920 von Peter Bündgens verfasst worden sind.

Glocken von Gression

Sagenstadt
Gression
Gedichte von Peter Bündgens

Die Sage bezieht sich auch auf Geländebefunde, welche die Inhalte der Sage glaubhaft erscheinen lassen sollen. So werden für die frühere Existenz u. insbesondere für die spätere Zerstörung weit gestreute Bodenfunde römischer Fundamente u. Ziegel ins Feld geführt. Im Stein eingebettete Muscheln (wahrscheinlich sind hier Brachiopoden gemeint) sowie Sand- bzw. Geröllschichten im Bereich von Langerwehe u. Lucherberg galten in der Sage als Indiz für eine gewaltige Flutwelle. Die Sage berichtet auch über Glockengeläut, welches aus den Tiefen der Erde heraufklingen, vornehmlich an hohen kirchlichen Feiertagen zu hören u. von den Glocken der untergegangenen Stadt stammen soll.

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Römische Fundamentreste (hier der Tempelbezirk Varnenum) sollen der Sage nach Überbleibsel der Stadt Gression sein.
BildSandmassen zwischen Heistern und Langerwehe wurden in der Sage als Indiz für eine gewaltige Flutwelle interpretiert.
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Auch im Kalkstein eingeschlossene Brachiopoden galten als Indiz für eine Flutwelle.
Fotos: F. Holtz

Die Sage um die Stadt Gression ist zweifelsfrei vor dem Hintergrund einer lukrativen Messing-Herstellung zu römischer Zeit entstanden (römisches Messing. Außerdem brachte das Imperium Romanum auch für die damaligen Messinggießer der Voreifel im 2. u. 3. Jh. eine langandauernde Epoche stabiler u. friedlicher Verhältnisse. Nicht nur dass sich unter diesen Rahmenbedingungen Handel u. Wandel bestens entwickeln konnten, sondern auch die nicht-römische Bevölkerung hatte sich größtenteils mit den Römern arrangiert u. wusste durchaus die Vorteile eines wohlgeordneten Staatswesens zu schätzen.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Glanz dieser Zeit hinüberstrahlte auf nachfolgende, weniger ruhige Epochen, u. dass dieser Wohlstand als teilweise überzeichnete Überlieferung in den Erzählungen weiterlebte. In Erinnerung an bessere Tage wurde aus dem zweifelsfrei vorhandenen Wohlstand der damaligen Wirtschaftsregion märchenhafter Reichtum, der mit der Sagenstadt Gression unwiederbringlich untergegangen war.

Weitere Einzelheiten zum Thema:
Gression
Römerzeit

Im Stichworteintrag verwendete Quellen: HOFFMANN, H. (1914), Nr. 78, 79, 119, 131, 181, 182, 233, 235, 248, 250, 278, 293, 374, 400

 

 

Grillon & Co: Aachener Bergwerksgesellschaft, die 1860 die Eisenhütte MARIE PRUDENCE errichtete.


 

 

Großes Rad: Wasserradanlage (auch Birkenpumpe genannt), die in den 1650er Jahren von Jan Peltzer u. Christian Prym zur Entwässerung der Grube Birkengang errichtet wurde. Die Anlage befand sich an dem heute gleichnamigen Verbindungsweg zwischen Frankentalstr. u. Eschweiler Str.


 

 

Großbücking: Steinkohle- Flöze


 

 

Großhupp: Steinkohle- Flöze


 

 

Großkohl: Zur Indemulde gehörendes Steinkohle-Flöz, welches von den im Stolberger Raum vorkommenden Flöze die größte Mächtigkeit (bis 130 cm) aufwies.


 

 

Großscholl: Steinkohle- Flöze


 

 

Grubenbau(e): (Baue) Gesamtheit aller bergm. Einrichtungen u. Vorrichtungen einschließlich der Schacht- u. Stollensysteme zur Eingewinnung von Bodenschätzen.


 

 

Grubenfrosch: Froschlampe


 

 

Grubenklein: bergm. Ausdruck für klein- bis feinkörnige Anteile des Haufwerks. Das Grubenklein wurde durch Siebe getrennt u. je nach Korngröße bei der Aufbereitung nicht mehr über die entsprechenden Quetschwalzwerke geschickt.


 

 

Gründerzeit: Mit der Frühindustrialisierung beginnende Epoche der großen u. bedeutenden Unternehmensgründungen. Obwohl der große Börsenkrach von 1873 gelegentlich als Ende der Gründerzeit definiert wird, lassen sich, insbesondere in stilgeschichtlichem Kontext (Historismus), auch die letzten Jahrzehnte des 19. Jh. der Gründerzeit zurechnen.


 

 

Grünenthal: Kupferhof an der heutigen Steinfeldstr. (früher Styrenbend). An diesem Standort betrieben die Familien Lynen u. Peltzer seit spätestens 1633 Kupfer- u. Galmei-Mühlen. 

1699-1703 erbaute Mattheis Peltzer das von zwei Turmtrakten flankierte, repräsentative Herrenhaus. EYLL, K. von (1999) Seite 7 Die zwiebelförmigen, barocken Turmhelme geben der Anlage ihren unverwechselbaren Charakter. Durch spätere Um- bzw. Anbauten entstand letztlich die heutige Form einer dreiflügeligen, herrschaftlichen Hofanlage.

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Fotos: Axel Pfaff

Entsprechend des damaligen Zeitgeschmacks schloss sich im Süden (im Bereich des heutigen Kaiserplatzes) ursprünglich ein prächtig gestalteter Barockgartenan. Das Gesamtkonzept der Anlage lässt (ähnlich wie beim Kupferhof Rosental) eine deutliche u. bewusste Abkehr von den früher entstandenen geschlossenen u. verteidigungsfähigen Hoftypen hin zu repräsentativen Bauformen erkennen. Diese Entwicklung war einerseits Resultat einer ruhiger u. friedlicher gewordenen Zeit, andererseits aber auch Ausdruck des wachsenden Selbstbewusstseins der wohlhabenden Kupfermeister. Die barocke Prunkentfaltung derartiger Anlagen dürfte z.T. durch die protestantische Glaubensauffassung und namentlich durch die kalvinistische Prädestinationslehre erklärbar sein.

Bild Radierung R. Mertens,
mit freundlicher Genehmigung der
rolandmertens-art.de

Bis zur Parzellierung durch die Stadt Stolberg im Jahr 1887 reichte das Gesamtareal des Grünenthales von der heutigen Sonnentalstr. bis etwa zur Rosenthalstr.

Im März 1772 wurde Grünenthal von Michael Michels gekauft u. verblieb bis 1842 im Besitz der Familie Michels. Anfang der 1840er Jahre stand der Hof Grünenthal völlig leer u. war vom Verfall bedroht. EYLL, K. von (1999) Seiten 41-53

Im Juni 1842 übernahm Leonard Lynen- Dumont das Anwesen u. richtete dort 1843 eine Kratzenfabrik ein. Im gleichen Jahr verlegte er auch seinen Wohnsitz in den wiederhergestellten Wohntrakt des Hofes. Vier Jahre später eröffnete Lynen- Dumont auf Grünenthal eine Streichgarnspinnerei. EYLL, K. von (1999) Seiten 62-65

1887 wurde der Gesamtkomplex von der Stadt Stolberg gekauft, die auf dem Gelände das Gymnasium und das Amtsgericht mit Gefängnis errichtete. Ein großer Teil des Areals wurde als Bauparzellen an Privatleute veräußert. Die heute als Kaiserplatz bezeichnete Freifläche zwischen dem ehemaligem Gymnasium, dem früheren Amtsgericht u. dem Rathaus gehörte ursprünglich ebenfalls zum Grünenthal. EYLL, K. von (1999) Seiten 73-78

1889 wandelte Franz Wirtz den von ihm erworbenen Hof Grünenthal zu einer Seifenfabrik (später Dalli-Werke Mäurer & Wirtz) um u. bewohnte das restaurierte Herrenhaus.
EYLL, K. von (1999) Seiten 79-84

Angesichts einer rasanten Unternehmensentwicklung erwies sich das Betriebsgelände als zu klein u. 1913 verlegte man den Produktionsbetrieb zur Zweifaller Straße. Einige der freiwerdenden Betriebsteile wurden von der Fa. EMIL HOYER als Kartonagen- Fabrik genutzt. Die restlichen Wirtschaftsgebäude dienten der Fa. MÄURER & WIRTZ als Lagerraum.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde auf dem Hof Grünenthal von der Familie Wirtz das nach der Hofanlage benannte pharmazeutische Unternehmen GRÜNENTHAL gegründet.

Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER, A. (1990) Seite 26, 74, 
EYLL, K. von (1999) Seiten 7, 41-53, 62-65, 73-78, 79-84


 

 

Grünenthal: Pharma-Unternehmen, das 1946 von der Stolberger Unternehmerfamilie Wirtz (Hermann und Alfred) gegründet wurde. Erste Versuche mit medizinisch-pharmazeutischen Produkten waren unmittelbar nach Kriegsende in den Laboratorien der Dalli-Werke, einem in Familienbesitz befindlichen Seifen- und Waschmittelbetrieb, durchgeführt worden.

Das neue Unternehmen fand unter der Geschäftsleitung von Hermann Wirtz u. Jakob Chauvistré seinen Sitz im ehemaligen Kupferhof Grünenthal, dessen Herrenhaustrakt bereits seit 1889 als Hauptwohnsitz der Familie Wirtz genutzt wurde.

Zunächst stellte man Desinfektionsmittel und ein Antiscabiosum her. Bei Letzterem handelte es sich um eine Salbe bzw. Emulsion zur Behandlung von Krätze (Scabies), einer Hauterkrankung, die durch Milben hervorgerufen wird. Krätze trat in den Nachkriegsjahren verstärkt auf und wurde häufig mit unhygienischen Verhältnissen und Verwahrlosung assoziiert.

Noch im gleichen Jahr (1946) trat der Arzt und Chemiker Dr. Heinrich Mückter in die Firma ein und regte den firmeneigenen Anbau von Heilpflanzen, wie beispielsweise Fingerhut (Digitalis) an. Die im Fingerhut enthaltenen toxischen Wirkstoffe (Digitalisglykoside) werden bei entsprechend vorsichtiger Dosierung zur symptomatischen Therapie von Herzinsuffizienz bis heute eingesetzt.

Gleichzeitig strebte man auch die Entwicklung und Herstellung von Antibiotika an. Anfang 1947 gelang es Dr. Mückter, penicillinhaltiges Kulturfiltrat zu erzeugen. Ein im Stolberger Krankenhaus durchgeführter klinischer Versuch an einem an Phlegmone (durch Bakterien verursachte, eitrige Entzündung von Bindegewebe) schwer erkrankten Säugling hatte spektakulären Erfolg. Die ersten marktreifen Penicillinpräparate waren Trockenpuder und Augensalbe. Anfang der 1950er Jahre hatte sich das Unternehmen als erfolgreicher Antibiotika-Hersteller etabliert.

Ebenfalls in den 1950er Jahren wurde das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan entwickelt, das auf Grund seiner zunächst unbekannten Nebenwirkungen letztlich zu einer Tragödie führte.

In den 1960er Jahren begann man mit der Entwicklung des Schmerzmittels Tramadol bzw. Tramal. Das Medikament kam 1973 in den Handel und gilt als weltweit bekanntes Analgetikum (Verminderung der Schmerzempfindung durch Beeinflussung der Schmerzrezeptoren ohne Beeinträchtigung des Bewusstseins).

Nach dem Ausscheiden von Hermann Wirtz in den späten 1960er Jahren wurde das Unternehmen über mehrere Jahrzehnte von den beiden geschäftsführenden Gesellschaftern Dr. Franz A. Wirtz und Michael Wirtz geleitet.

Das Unternehmen Grünenthal gilt heute als Entwickler und Hersteller anspruchsvoller Arzneimittel und ist insbesondere auf dem Gebiet der Schmerzforschung tätig.

Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 144, 147, EYLL, K. von (1999) Seiten 90-98


 

 

Güldischsilber: Silber mit mehr oder weniger hohem Gehalt an weiteren Edelmetallen, darunter auch Gold. Güldischsilber entstand bzw. entsteht auch in den Stolberger Bleihütten als Nebenprodukt bei der Bleiverhüttung (Bleiglanz). Die in der Bleischmelze enthaltenen Edelmetall-Anteile werden zunächst im Seigerofen soweit als möglich aufkonzentriert u. dann im Treibofen abgeschieden. Das so gewonnene Güldischsilber wird an Metallscheideanstalten verkauft, wo eine Trennung der einzelnen Edelmetalle erfolgt.


 

 

Gute Hoffnung: Schacht der James-Grube, der später den Namen Amalia-Schacht erhielt.


 

 

Gyr: Steinkohle- Flöze

 

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